HANS-HUBERTUS ESSER: „retro-spektlos“

Zu seinem 70. Geburtstag richtet der Kunstverein für seinen derzeitigen Vorsitzenden eine Ausstellung im Kunstkabinett aus.

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Es wurde in den Schubladen des Jubilars gekramt und Arbeiten aus drei Jahrzehnten herausgesucht, die teilweise noch nicht öffentlich zu sehen waren. Im Mittelpunkt der neueren Arbeiten steht der Mensch. Mit Ironie, Respektlosigkeit, Bissigkeit und zuweilen Boshaftigkeit richtet Esser seinen Blick auf seine Zeitgenossen. In seinen früheren Arbeiten sind es vom Verfall bedrohte Idyllen, die ihn beschäftigen und die er akribisch darzustellen vermag.

Eröffnung: Sonntag, 27. September, ausnahmsweise um 11.45 Uhr im Kunstkabinett, (Kulturzentrum Altes Rathaus, Eingang Brautgasse). Die Ausstellung geht bis zum 5. November und ist Di. bis So. von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
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Zwei Positionen der Kunst

Kunstaustausch zwischen Bayreuth (Metropolregion Nürnberg) und Kunming, Hauptstadt der südlichen Provinz Yunnan (China)

Text: Angelika Summa

Foto: Andrea Wunderlich
Was für ein Glück, dass Hans-Hubertus Esser so spontan ist! Als der Vorsitzende des Kunstvereins Bayreuth gefragt wurde, ob man denn nicht einmal einen Kunstaustausch Deutschland – China organisieren könnte, sagte Esser spontan ja, ohne dass ihm zu diesem Zeitpunkt wirklich klar war, wie schnell ihn der Fragende beim Wort nehmen würde. Wie ernst aber Dr. Ma Ning, heute Dozent am Kunstinstitut der Yunnan Arts University in Kunming/China und vormals Student der Kunstgeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg, seine Frage meinte, merkte Esser sehr bald.

Die deutsch-chinesische Freundschaft beider begann, als Esser vor einigen Jahren in einer Ausstellung im Neuen Schloss der Eremitage Bayreuth ein Landschaftsbild eines chinesischen Künstlers so gut gefiel, dass er es kaufte. Der Künstler, Ma Ning, revanchierte sich für diesen Erfolg mit der Idee eines deutsch-chinesischen Kunst- bzw. Künstler-Austausches, bevor er kurz nach Beendigung seiner Dissertation nach Kunming zurückkehrte. Die Vorbereitungen für diesen Austausch dauerten rund zwei Jahre. Aktive Unterstützung erfuhr das Kulturprojekt auf chinesischer Seite durch Prof. Dr. Wu Weimin, Präsident der Yunnan Arts University, auf chinesischer und Dr. Jürgen Sandweg, Kurator des Kunstmuseums Erlangen, auf deutscher Seite. Am 21. März wurde die Ausstellung „Zwei Zustände der Kunst – Kunstaustausch zwischen Deutschland und China“ im Yuan Xiaocen Arts Museum und dem Yunnan Nationalities Museum in Kunming, der sieben Millionen Metropole der südchinesischen Provinz Yunnan, eröffnet. Sie dauert bis 25. April 2015. Es erschien ein zweisprachiger Katalog.

Das „Glück“ hatten dann die 23 deutschen Künstlerinnen und Künstler, die von einer Jury des Kunstvereins Bayreuth ausgewählt wurden, Franken in China zu vertreten. Es wurde darauf geachtet, die Kunst der gesamten fränkischen Region, in Ober-, Unter- und Mittelfranken, möglichst geschlossen und vor allem qualitativ hochwertig dort zu präsentieren. Im einzelnen nahmen folgende Künstler_innen teil:

Gisela Aulfes-Daeschler (Erlangen), Peter Coler (Bayreuth), Sigrid Frey (Igensdorf), Gustl Freymüller (Eckersdorf bei Bayreuth, Rolf Fütterer (Ansbach), Friedemann Gottschald (Bayreuth), Hasso von Henninges (Nürnberg), Ulrich Köditz (Weitramsdorf bei Coburg), Roger Libesch (Erlangen), Franz Pröbster Kunzel (Forchheim Opf.), Margit Rehner (Bayreuth), Bernd Romankiewitz (Bayreuth), Carla Schmidhuber ( Bad Berneck), Susanne Schreyer (Lauf), Gudrun Schüler (Bindlach), Robert Siebenhaar (Mistelgau), Angelika Summa (Würzburg), Klaus Tittmann (Thurnau), Christiane Toewe (Bamberg), Gudrun Trendavilov (Nürnberg), Axel Voss (Fürth), Andrea Wunderlich (Goldkronach), Martina Ziegenthaler (Nürnberg).

Zehn von ihnen reisten unter der Leitung von Hans-Hubertus Esser auf eigene Kosten in das chinesische Gastland und äußerten sich einhellig „begeistert und überwältigt“ von der Gastfreundschaft der Chinesen, den herzlichen, emotionalen Begegnungen, von Kultur und Natur des Landes – Kunming gilt als die „Stadt des ewigen Frühlings“ und zeigte sich während des Aufenthaltes der Deutschen von ihrer sonnigsten Seite – aber auch von der exzellenten und besonnenen Präsentation der Exponate in den Museen und dem Interesse der dortigen Medien an diesem Kunst-Ereignis.

Die Gegenausstellung der chinesischen Künstler fand vom 16. August bis 13. September im Neuen Schloss der Eremitage in Bayreuth statt. Danach, vom 20.9. bis 10.10.2015, stellten beide Künstlergruppen gemeinsam im Kunstmuseum Erlangen aus.